Wer sich für die Geschichte des Tagebaus in Sachsen-Anhalt interessiert, der ist am Gröberner See genau richtig. Zahlreiche Seen der Region verdanken ihr Dasein einem ehemaligen Tagebau. Die beeindruckenden Großgeräte, die hier am Werk waren, können Sie im Museum von Ferropolis genauer betrachten und bei einer Führung sogar teilweise besteigen.
Bis zur Jahrhundertwende diente der Abbau der Braunkohle überwiegend der Versorgung der Brennöfen in den zahlreichen Ziegeleien. Die ersten Gruben, die im Raum Golpa und Mählau erschlossen wurden, konnten noch in reiner Handarbeit bewältigt werden, da das abzuräumende Deckgebirge nur wenige Meter mächtig und der Bedarf an Kohle nicht sehr hoch waren. Die Kohle im nördlichen Revier zwischen Mulde und Elbe diente überwiegend als Kesselkohle, da die anstehenden Kohleflöze durch die Gletscher des Elster- und Saaleglazials in ihrer Qualität sehr stark negativ beeinflusst wurden. Die Kohle war außerdem mit Ton und Sand durchsetzt. Die relativ geringe Qualität, verbunden mit vermindertem Heizwert, hielt die aufstrebenden Produzenten von Elektroenergie nicht davon ab, in Zschornewitz ein großes Dampfkraftwerk zu errichten, das 1915 seinen Betrieb aufnahm. Durch den hohen Bedarf an Rohbraunkohle (7.000 Tonnen und mehr pro Tag) mussten immer neue Lagerstätten erschlossen werden, deren Abbauverhältnisse sich immer weiter verschlechterten. Die Transportwege für Kohle wurde immer länger, während sich die Abbau- und Transporttechnologie ständig weiterentwickelten.
Eine Radtour vom See- und Waldresort auf dem Pfad der industriellen Wandlung bis nach Ferropolis zeigt alle Facetten des Bergbaus sowie die Möglichkeiten der sauberen Energiegewinnung mittels Sonne und Wind. In der Ausstellung des Ferropolis Fördervereins können diese geschilderten Wandlungen anhand von historischen Fotografien und Modellen von Fördergeräten nachvollzogen werden.
Der Tagebau Gröbern wurde als letzter Tagebau im Raum Nord des Bitterfelder Braunkohlereviers aufgeschlossen. Bereits in den 1920er Jahren gab es erste Überlegungen, die hier anstehende Kohle zu gewinnen. Der Aufschluss wurde bis 1984 insgesamt zweimal verschoben, 1987 wurde die erste Braunkohle gefördert. Der Tagebau war Teil des Braunkohlenkombinats Bitterfeld. Die Kohle diente vor allem den Kraftwerken Zschornewitz und Vockerode als Mittel zur Erzeugung von Elektrizität. Bis 1993 wurden hier unzählige Tonnen Braunkohle gefördert, die unter vielen Metern Sediment aus verschiedensten Zeitaltern lagerten. Mit der vorzeitigen Stilllegung des Tagebaus endete gleichzeitig die Geschichte des Bergbaus im nördlichen Revier zwischen Mulde und Elbe nach über 150 Jahren.
Mit der Beendigung der Kohleförderung in den Tagebauen war die Arbeit der Bergleute noch lange nicht beendet. Die entstandenen Böschungen am Rande des verbliebenen Restlochs mussten so gestaltet werden, dass sie auch dem Wiederanstieg des Grundwassers und dem Einstau von Wasser standhalten. Durch umfangreiche Sanierungsarbeiten wurde das ehemalige Bergbaugelände so gestaltet, dass es einer sinnvollen Nachnutzung zugeführt werden konnte. Ein Rundblick über den See vor unserem Hotel zeigt dies anschaulich. Ab 2001 begann die Flutung des ehemaligen Tagebaus in Gröbern. Im daraus entstandenen Gröberner See leben heute zahlreiche Fischarten, die zum Angeln einladen. Außerdem können Sie an den Strandbereichen am Seeufer die Sonne genießen und im Gröberner See ein paar Bahnen ziehen.
Ziel des Aufschlusses des Tagebaus Gröbern war ursprünglich die Förderung von rund 100 Mio. Tonnen Rohbraunkohle, die ausschließlich zur Erzeugung von Elektroenergie in den Kraftwerken Zschornewitz und Vockerode diente. Etwa 80 Mio. Tonnen Kohle sind in der Lagerstätte verblieben, da der Bedarf geringer wurde und über andere Erzeuger gesichert werden konnte. Die am heutigen Gröberner See geförderte Braunkohle wurde überlagert von Resten eines Seebeckens aus der Eem-Warmzeit, die vor etwa 130.000-150.000 Jahren die Temperaturen in der Region sogar noch über die heutigen Verhältnisse erwärmte.
Der Aufschluss des Tagebaus selbst war Voraussetzung für das Auffinden eines Europäischen Waldelefantenskeletts in etwa 6m Tiefe unter Rasensohle. Skelettteile des Gröberner Waldelefanten wurden im Rahmen von Baggerarbeiten im Juni 1987 freigelegt. Die Entdeckung der großen Knochen ermöglichte wiederum die eingehende Untersuchung der Fundstätte. Durch den sensationellen Fund kleiner aber wirkungsvoller Feuersteinabschläge konnte die Anwesenheit des mittelpaläolithischen Menschen an der heutigen Fundstelle nachgewiesen werden.
Der Gröberner Waldelefant ist ein ganz besonderer Bestandteil des See- und Waldresorts Gröbern. Im Logo, im Namen unseres Restaurants sowie als Nachbildung vor dem See-Hotel findet sich der Gröberner Waldelefant hier wieder. Das Tier graste wahrscheinlich schon vor tausenden von Jahren an der Stelle, an der heute das See- und Waldresort Gröbern steht. Bei Arbeiten am Braunkohletagebau im Jahr 1987 wurden unweit des heutigen Geländes des See- und Waldresorts Gröbern die Überreste eines europäischen Waldelefanten gefunden.
Letztmalig wanderte diese exotische Tierart in der Eem-Warmzeit, der letzten großen Warmzeit innerhalb des quartären Zeitalters in Mitteleuropa ein. Vor 125 Tausend Jahren bis 110 Tsd. Jahren breiteten sich neben dem Waldelefanten Flusspferde, Wald- und Steppennashorn, Bison, Wisent, Wasserbüffel sowie Löwen, Leoparden und die Sumpfschildkröte in unserem Territorium aus.
Die europäischen Waldelefanten bevorzugten vor allem Landschaften mit viel Grün und Laubwälder. Ein Bulle wurde etwa 4 m groß und 6 bis 11 Tonnen schwer, Kühe nur bis zu 3m groß und maximal 6 Tonnen schwer. Damit gehört der Europäische Waldelefant zu den größten Rüsseltieren, die jemals auf der Erde lebten.
Der im mitteldeutschen Raum weit verbreitete Braunkohleabbau schuf die Gelegenheit, die Geologie der jüngeren Erdgeschichte genauer zu studieren. Dabei wurden in verschiedenen Tagebauen im pleistozänen Deckgebirge auch häufig Säugetierreste freigelegt. Aus der Vorerkundung der Kohlelagerstätte um Gröbern war bekannt, dass Beckensedimente aus der Eem-Warmzeit im Deckgebirge angeschnitten werden. Ein konkretes Beispiel dafür ist die spätere Freilegung eines fast vollständigen Waldelefantenskeletts im ehemaligen Tagebau Gröbern.
Im Juni 1987 gab es die Nachricht des Baggerfahrers im 1. Abraumschnitt, dass mittels des Schaufelrades des Gerätes eine Reihe großer Knochen in der Böschung freigelegt wurden. Geologen und Archäologen aus Bitterfeld und Halle wurden hinzugezogen. Nach einer ersten Begutachtung wurde beschlossen, den Wissenschaftlern drei Wochen Zeit zur Verfügung zu stellen, um das Befundbett des Waldelefanten eingehend zu untersuchen und die Skelettteile zu sichern. Nach der Prüfung der Knochen und der Durchführung paläobotanischer Untersuchungen datierte man den gefundenen Bullen auf etwa 115.000 Jahre, also etwa in die Mittlere Altsteinzeit oder die Eem-Warmzeit. Der Bulle war 4,20 m groß und etwa 30 bis 40 Jahre alt. Durch die ungeordnete Lage der Knochen sowie den sensationellen Fund von Feuersteinabschlägen in unmittelbarer Nähe der Überreste war den Fachleuten vor Ort schnell klar, dass es sich hier um einen von Menschen zerlegten Waldelefanten handelte.
Die wissenschaftlichen Untersuchungen der Mitarbeiter des heutigen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt wiesen nach, dass sich das Tier unter ähnlichen klimatischen Verhältnissen bewegte, wie sie heute bei uns herrschen. Die Temperaturen lagen sogar noch etwas höher. Da das Individuum Mensch die natürliche Umwelt noch nicht wesentlich beeinflusste, stand ausreichend Nahrung für das Großwild zur Verfügung. Der nur sehr sporadisch auftretende Neandertaler aus dem Mittelpaläolithikum war auch der einzige natürliche Feind des Waldelefanten.
Das Skelett des Gröberner Waldelefanten lässt darauf schließen, dass er an einer schmerzhaften Knochenentzündung litt, sich deshalb von der Herde trennte und so ein einfacheres Ziel für seine Jäger bot. Ob das Tier eines natürlichen Todes starb, oder erlegt wurde, konnte bis heute nicht eindeutig geklärt werden. Um sich Linderung zu verschaffen, zog sich der Gröberner Waldelefant an eine seichte Stelle des Sees zurück, wo er starb und in sich zusammenfiel. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass nach Wasseranstieg die verbliebenen Knochen relativ schnell unter Luftabschluss gerieten und so nach 125 Tsd. Jahren noch relativ gut erhalten waren.
Die an der Fundstelle gesicherten Feuersteineartefakte belegen, dass Jäger das Tier nach seinem Tod zerlegten. Die Jäger gingen dabei sehr effizient ans Werk und nutzten Abschläge mit scharfen Kanten als Messer.
Mit den gesicherten Feuersteinartefakten und der damit nachgewiesenen Anwesenheit des Neandertalers zählt der Schlachtplatz von Gröbern zu den wenigen Fundpunkten in Mitteldeutschland, die Aussagen zur Entwicklung des Menschen in der Altsteinzeit (Paläolithikum) liefern können. Dies hatte zur Folge, dass der Schlachtplatz von Gröbern Bestandteil der Dauerausstellung im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle wurde.
Für die Mitglieder des Ferropolis Fördervereins e.V., die das Skelett des Waldelefanten wieder in das ehemalige Braunkohlerevier zurückholen und in der entstehenden Ausstellung zeigen wollten, bedeutete dies vorerst einen Rückschlag ihrer Bemühungen. Das Landesmuseum in Halle unterstützte jedoch die ehemaligen Bergleute mit einer Dauerleihgabe von drei großen Schautafeln zur Thematik Waldelefant von Gröbern. Zusätzlich kam dem Förderverein gewissermaßen der „Zahn der Zeit“ zu Hilfe.
Durch den starken Verfall der Knochen war es dem Landesmuseum nicht möglich, alle Skelettteile im Original auszustellen. Insbesondere von den großen Röhrenknochen mussten Nachbildungen angefertigt werden. Eine gemeinsame Vereinbarung zwischen dem Landesmuseum für Vorgeschichte, dem Präparator und dem Förderverein Ferropolis bildete die Grundlage für eine weitere Präsentation des Befundbettes des Gröberner Waldelefanten ganz in der Nähe des See- und Waldresorts Gröbern: in Ferropolis. Die Bemühungen um die Rückkehr des Waldelefanten wurden durch viele Einzelpersonen, Betriebe, Einrichtungen und Geldinstitute der Region finanziell unterstützt.